Mythologie und Schädelkult der Iatmul

Das mythologische Konzept der Iatmul ist stark geprägt von der Vorstellung einer engen Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Durch diese Auffassung besteht die Gemeinschaft sowohl aus Toten als auch aus Lebenden und ist der Grund warum Ahn:innen eine zentrale Rolle innerhalb des sozialen und kulturellen Bereiches zukommt. Lebende verdanken den Ahn:innen die Herkunft und ihr Wissen. Außerdem verfügen sie über magische Kräfte, welche über Lebzeiten hinaus gegen Unheil, aber ebenso zur Bestrafung von Nachkommen genutzt werden konnten. Insbesondere in der Präparation und der Aufbewahrung von Schädeln erhoffte man sich von den magischen Kräften schöpfen zu können. Zugleich wurden auch den Verstorbenen von Kopfjagden solche Kräfte zugesprochen.
Die Vorgehensweisen bei der Herstellung von Ahn:innenschädel und Kopfjagdtrophäen unterscheiden sich anfangs grundlegend. Wenn es sich um Verstorbene der Gemeinschaft handelte, wurde der Schädel behutsam erst nach einigen Wochen vom exhumierten Körper abgetrennt, gesäubert und für einige Tage in der Sonne getrocknet. Hingegen wurden Schädel von Kopfjagden gleich nach der Rückkehr in das Dorf im Wasser gekocht und gereinigt. Die Weichteile wurden entfernt und anschließend begraben. Der Schädel selbst wurde entweder in der Sonne getrocknet oder im Männerhaus für mehrere Tage über dem Feuer geräuchert.
In den nächsten Herstellungsschritten weisen verwendete Materialien und Modellierungstechniken keinerlei Unterschiede auf. Die Modelliermasse wurde aus rötlichem Ton, Baumöl und gebranntem Kalk oder Kürbisfruchtfleisch gemischt. Danach wurde die Masse auf den Schädel aufgetragen und Augen, Nase, Mund, Kinn und Ohren möglichst realitätsgetreu gestaltet. Die Gesichtspartie wurde in wellenförmigen Linien weiß, rot und schwarz bemalt. Anstelle der Augen setzte man Kaurischnecken-Gehäuse und das ursprüngliche Kopfhaar arbeitete man am Hinterkopf in die Masse ein.
Das Aussehen von Ahn:innen Schädel und Kopfjagdtrophäen ist exakt gleich, daher können sie in ihrer Endgestaltung nur schwer voneinander unterschieden werden. Des Weiteren bewahrte man Ahn:innenschädel in den Wohnhäusern auf. Entweder kamen diese auf eigene Halter, wurden auf hölzerne kopflose Figuren gesteckt oder wurden in eigens konzipierte Netztaschen gehüllt. Dagegen hat man Schädel der Kopfjagdopfer als Prestigeobjekte im Männerhaus aufgereiht.
Back to Top