Mumien sind menschliche und tierische Überreste Verstorbener, die vor der Verwesung geschützt wurden. Die Konservierung kann künstlich herbeigeführt werden, wie beispielsweise im alten Ägypten, in Chile oder auch auf den Kanarischen Inseln. Aber auch natürliche Umstände können zu einer Konservierung beitragen, wie im Fall von Moorleichen, „Ötzi“ der in Eis eingeschlossen war oder Mumien, die im Wüstensand konserviert wurden. Debatten rund um menschliche Mumien als Museums- und Sammlungsobjekte sind weniger präsent als jene zu anderen menschlichen Überresten neueren Datums. In den diesbezüglichen Diskussionen wird einerseits ein unhinterfragtes Zeigen von Mumien akzeptiert. Andererseits gibt es die Haltung einer humanisierenden Sichtweise, die das Zeigen von Mumien aus ethischen Gründen ablehnt. Mumien wurden anfangs nicht in den Ethikrichtlinien von Museen und Verbänden zum Umgang mit menschlichen Überresten erfasst. Argumentationen, die sich gegen ein Ausstellen aussprechen, beziehen sich zumeist auf die Vorstellungen der Herkunftsgesellschaft.
Im alten Ägypten war der Prozess der Mumifizierung eine rituelle Tätigkeit, die bis zu siebzig Tagen dauern konnte. Die einzelnen Schritte waren: Waschung der Leiche, Entfernung des Gehirns, Gießen von Salböl in den Schädel, Entfernung der Eingeweide, zweite Waschung, Entwässerung der Leiche mit Natron, dritte Waschung der Leiche, Salbung der Leiche und der Organe, Ausstopfung der Körperhöhlen, Verschluss der Einschnitte und das Bandagieren der Mumie. Allein dieser letzte Schritt dauerte bis zu fünfzehn Tage. Die alten Ägypter:innen glaubten daran, dass die Verstorbenen ihren Körper für das Leben nach dem Tod benötigen. Deshalb versuchten sie, tote Körper möglichst gut zu erhalten. Der Mumifizierungsprozess wurde über Jahrtausende hinweg weiterentwickelt und ist eng mit religiösen Vorstellungen verbunden. Trotz dieser religiösen Bedeutung werden ägyptische Mumien vielerorts ausgestellt. Mumien der königlichen Dynastien sind beispielsweise auch in ägyptischen Museen zu sehen. Teilweise versuchen die Museen, die Besucher:innen dafür zu sensibilisieren, dass es sich um eine tote Person handelt, indem die Mumien in einem getrennten Raum gezeigt werden und eine andächtige Stimmung erzeugt wird. Die menschlichen Überreste sind Funde archäologischer Grabungen und oft gibt es keine direkten Nachfahr:innen mehr, da die Herkunftsgesellschaft nicht mehr existiert. Oftmals wird argumentiert, dass der „postmortale Persönlichkeitsschutz“ mit dem Verblassen der Erinnerung nach vier Generationen, also gut hundertfünfundzwanzig Jahren, erlischt. Auch die Debatten rund um den Mann vom Hauslabjoch „Ötzi“ erscheinen nicht so ausgeprägt und erweisen einen anderen Charakter.
Die Rückgabe von Mumien ist laut der Ägyptologin Salima Ikram nicht nur von nationaler und moralischer, sondern auch von ökonomischer Bedeutung für Ägypten. International gab es mehrere Rückführungen. Darunter war auch die Mumie von König Ramses I, der aus der USA nach Kairo zurückgeführt wurde. Bei den meisten Rückgaben handelt es sich jedoch nicht um Mumien, sondern um Kunstgegenstände.
Beim Umgang mit und beim Ausstellen von Mumien tauchen einige universale Fragen bezüglicher menschlicher Überreste auf. Wessen Moral- und Glaubensvorstellungen müssen beachtet werden, die der Verstorbenen oder die der Lebenden? Wie lange sollte die Würde und körperliche Integrität eines Verstorbenen gewahrt werden? Wie ist dabei das Verhältnis zum wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse zu bewerten? In welcher Form sollen Mumien künftig ausgestellt werden?