Wie wurden die Verstorbenen der Maori bestattet?

Um ihre Angelegenheiten zu regeln, trafen sich die Maori in ihren Versammlungshäusern. Dieses Ritual hieß hui. Eines der wichtigsten hui-Rituale war das tangihanga, die traditionelle Trauerzeremonie für die Verstorbenen. Wenn eine Person starb, wurde der Körper im Haus der Familie oder der Gruppe, offen auf Matten, später in Särgen, aufgebahrt, um Ihnen Respekt zu zollen und sich zu verabschieden. Es wurden Ansprachen gehalten und Klagelieder gesungen. Diese Zeremonie konnte Wochen oder Monate dauern. Jene von König Tawhiao, der 1894 starb, dauerte fast zwei Monate. Danach wurden die Verstorbenen bestattet. Durch die Missionierung wurde die Zeit der Trauerzeremonie verkürzt und die Bestattung vermehrt nach christlicher Tradition durchgeführt.
Körper von verstorbenen, höherstehenden Persönlichkeiten wurden früher auch mumifiziert und in Grabhöhlen abgelegt. Andreas Reischek (1924: 172ff) beschreibt dies in seinen Tagebüchern wie folgt:
Versammlungshaus (runanga) in Ohinemutu, Nordinsel – Neuseeland. 
(Sammlung Andreas Reischek). 
Weltmuseum Wien, Foto 3.396
"War ein Häuptling gestorben, so wurde er in sitzender Stellung aufgebahrt. […] Hierauf wurde der Leichnam vom Tohunga [Priester] mit allen Gegenständen, die der Verstorbene während der Krankheit benutzt hatte, in eine Höhle geschafft oder in einen aus einem alten Kanu oder aus hohlen Baumstämmen verfertigten Sarg gelegt oder in einem hohlen Baumstamme verborgen.
Dort blieb die Leiche, bis das Fleisch verfault war. Wenn der Verwesungsprozess vorüber war, brachten die Priester die Knochen und die Geräte des Toten zurück. […] Hierauf begann das Knochenschaben, woran sich alle Geladenen beteiligten. Die Knochen wurden mit Messern aus Obsidian bearbeitet, dann in eine Matte gewickelt und vom Tohunga in einer Höhle oder in einem hohlen Baume verwahrt. Die Totenstätten waren tabu, ebenso der Tohunga durch 4-6 Wochen, je nach dem Rang des verstorbenen Häuptlings. […]
In früheren Zeiten wurden die Leichname der hervorragenden Häuptlinge mumifiziert. […] Dem Toten wurden die Eingeweide herausgenommen und die Bauchhöhle mit getrockneten Seealgen ausgestopft. Dann wurde die Leiche in sitzender Stellung fest zusammengebunden, geräuchert und an der Sonne getrocknet."